Clown Aktuell

(Interview für den Kölner Anzeiger)

Das ist der Clown Beppo. Die komischen Töne, die Beppo da von sich gibt, sind Gromolo – die ganz eigene Sprache der Clowns, die aber überall auf der Welt von Groß und Klein verstanden wird.

Sobald Beppo (Udo Berenbrinker) zur roten Clowns-Nase greift, fangen seine Augen an zu leuchten, und die Metamorphose beginnt:

Gromolo-Geplapper von Clown Beppo

„Das geht rucki-zucki, ganz schnell. Wir machen einen Sprung, setzen dabei die rote Nase auf, und schon sind wir Clown. In jenem Augenblick, wo man die rote Nase aufsetzt, erlauben sich die Allermeisten, freier zu werden, zu lachen, zu weinen, emotionaler zu werden. Und dafür ist die Clowns-Nase bei uns im Unterricht das wichtigste Mittel. Wir sagen zu der roten Nase auch immer: Das ist die kleinste Maske der Welt.“

Und was hält der Profi von der Pappnase des gemeinen Feld-, Wald- und Wiesen-Clowns beim Karneval auf der Straße? Beppo zieht seine Stirn in tiefe Falten.

Ein guter Clown ist ein Künstler

Gromolo-Geplapper von Clown Beppo

„Die meisten Clowns, die man im Karneval antrifft, das sind Leute, die haben sich bunt kostümiert, sehr fantasievoll, sehr liebevoll, aber sie sind eben halt nur verkleidet. Und wir legen darauf großen Wert, dass man von innen heraus Clown sein kann. Da muss man einige Unterrichtsstunden erlebt haben, bis man wirklich Clown vom Herzen, von der Seele, aus der Psyche heraus ist, dass man im Land dieser großen Freiheit ist.“

Im Straßenkarneval gibt es dieses Land der großen Freiheit nicht, glaubt Beppo. Allein schon das Wort „Straßenkarneval“ – da verzieht er sehr skeptisch sein Gesicht. Der professionelle Clown könne da zwar hingehen, klar. Aber in der Regel interessiert ihn dieses Geschehen nicht.

Gromolo-Geplapper von Clown Beppo

„Es ist kein Feld, in dem man künstlerisch aufleben kann. Denn ein guter Clown ist immer auch ein Künstler, der sich differenziert äußern möchte. Der Karneval, scheint mir doch eher grob, laut, schrill und bunt zu sein, und wenig Raum für die individuelle Poesie des einzelnen Clowns zu lassen.“

Und für diese Poesie braucht Beppo auch kein aufwändiges Kostüm. Er sagt: Die Clowns-Nase reicht völlig aus. Dabei reißt er die Augen auf, spitzt die Lippen, arbeitet mit seinem ganzen Gesicht. Dann tippt er sich auf einmal kurz mitten ins Gesicht – und macht breit grinsend der Welt eine lange Nase.

Die kleinste Maske der Welt ist von dem italienischen Clown Grimbaldi Anfang des 17. Jahrhunderts in England erfunden. Zunächst aus Pappmaché, heute in verschiedenen Materialien. Die Clown-Nase hilft sich aus dem Alltag herauszulösen und wieder zum „unverschämten frechen Kind“ (Dr. Michael Titze) zu werden. Die Nase gibt jedem die Freiheit zurück, sich anders zu bewegen, das Gesicht und Mimik zu benutzen, wenn es nicht unter Brillen und weißer Schminke versteckt wird. Wir empfehlen den Einsatz der Nase auch im Alltag, um uns daran zu erinnern, dass es auch die kindliche Ressource „Schalk – C. G Jung“ in uns gibt. Die kleinste Maske der Welt führt uns in die Welt der Lebendigkeit, der Direktheit und inneren Freude ein. (Januar 2016)

„Vielen Dank, dass wir dabei sein durften und danke auch für diese roten Nasen. Ihren Rat werden wir ernsthaft beherzigen, die Nasen liegen im Auto und wir sind gespannt auf den nächsten Stau … diese lebensweisen Worte von Ihnen Beiden auf der Bühne haben mich sehr gerührt.“ (Jana Jasnowski, Anwältin, Mai 2023)

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