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Du spielst nicht den Clown, du bist ein Clown!

Methodik für die Ausbildung zum Clown

Das Tamala Institut hat sich seit seiner Gründung durch Jenny Karpawitz und Udo Berenbrinker neben einem Ausbildungsinstitut immer auch als Forschungsinstitut begriffen. Die beiden Gründer haben es sich von Anfang an zur Aufgabe gemacht, ein systematisches Curriculum zur Ausbildung von Clowns und Comedy-Theater-Schauspielern zu entwickeln, ähnlich den Anfängen der Schauspielkunst.

In Deutschland gab es bis zur Gründung von Tamala keine Möglichkeit, Clown und Comedy professionell zu erlernen. Inzwischen kann die Akademie mit Recht behaupten, ein System entwickelt zu haben, das jedem begabten Schüler den Weg öffnet, qualifiziert als Clown und Comedy-Schauspieler in unterschiedlichen Bereichen zu arbeiten.

In den Seminaren und Ausbildungen der Tamala Clown Akademie sind unterschiedliche Methoden der Schauspiel-und Clownarbeit und der Humanistischen Psychologie sowie eigene Methoden aus 30-jähriger Forschungsarbeit integriert.

Clown Acting

Das von Jenny Karpawitz und Udo Berenbrinker entwickelte Clown Acting baut das Basiswissen Clown auf systematische und einfache Weise auf. Es ist ein Grundlagentraining, um die ersten Schritte zum Clown-Spieler zu erlernen.

Step 1: Grundlagen eines Clowns
Den eigenen Clown erfahren
Regeln der Komik
Grundsätzlicher Aufbau von Clownsfiguren

Step 2: Clowntypen
Bewegungsabläufe und Training von Mimik & Gefühl
Entwickeln verschiedener Clownfiguren

Step 3: Die drei Kreise kennenlernen
Kontakt zum Partner
Kontakt zu Raum und Requisiten
Kontakt zum Publikum

Dieses Training hilft, den Clown zu erfahren, so wie wir ihn verstehen: Als authentischen Spieler, der mit der inneren Kraft (Gefühle und Körpersprache) berührt und den Blick für andere, frische, neue Wahrnehmungen öffnet. Wesentliche Bestandteile sind dabei der Körper als "Instrument" der Clowns und die "tonale Sprache". Die tonale Sprache ermöglicht es uns, jederzeit mit den Gefühlen in Kontakt zu bleiben, so dass der Zuschauer durch die Körpersprache und Atmung/Stimme die Emotionen des Clowns miterlebt. Dabei benutzen wir nicht, wie traditionell üblich, die Kunstform der Pantomime, sondern die Zeichensprache des Körpers nach Jerzy Grotowski.

Auf diese Weise kann jeder Schauspieler Geschichten mit Bewegungen, Gesten und Stimme darstellen, ohne Objekte und ein opulentes Bühnenbild zu benutzen. Es entsteht ein sehr spannungsreiches und konzentriertes Verhältnis zwischen Spieler und Zuschauer.

LITERATUR

•    Lee Strasberg: Schauspielen und das Training des Schauspielers (Alexander Verlag Berlin)
•    Jerzy Grotowski: Für ein armes Theater (Alexander Verlag, Berlin)
•    Peter Brook: Der leere Raum (Alexander Verlag, Berlin)

Emotionaler Humor

Emotionaler Humor ist eine von Jenny Karpawitz und Udo Berenbrinker Anfang der 80er Jahre entwickelte Technik für Clowns, Schauspieler, Humortrainer und Therapeuten, um Gefühle in Körper, Mimik und Sprache humorvoll auszudrücken. Emotionaler Humor verbindet das Clowning mit dem Method Acting von Lee Strasberg.

Wir kommunizieren zu 80% über unseren Körper und unsere Gefühle. Mit der Technik des Emotionalen Humors lernen wir, das wir „mehr“ sind als unsere Gefühle und das wir in der Grundhaltung eines Schelms und mit den Regeln der Komik jedes Gefühl ausdrücken können. Die Auseinandersetzung mit den eigenen Gefühlen und das Freiwerden für den eigenen emotionalen Ausdruck ist die Grundlage humorvoller Kommunikation. Um jederzeit in die authentische Kraft echter Gefühle zu kommen, arbeiten die Gründer der Tamala Clown Akademie bereits seit über 30 Jahren mit der Methode von Lee Strasberg und integrieren diese in die Clownsarbeit.

Alle je erlebten Gefühle sind im sogenannten "Emotionalen Gedächtnis" gespeichert und können über die Arbeit mit den Sinneswahrnehmungen erinnert werden. Somit nutzen wir unser eigenes Erleben für eine künstlerische Arbeit als Clown und Clownin. "Emotionaler Humor" ist eine speziell entwickelte Methode, welche die Tiefe und die Leichtigkeit in das Spiel eines modernen Clown bringt. Sie ist auch Basis für das am Trainingsinstitut HumorKom angebotene Humortraining:

Method Acting
•    Grundlagen der Strasberg-Methode
•    Erarbeitung verschiedener Gefühlszustände (Emotionales Gedächtnis)

Emotionaler Humor
•    Humorvoll mit Emotionen spielen
•    Gefühle körperlich ausdrücken

Clowntheater
•    Method-Acting & Clown-Theater
•    Regeln der Komik
•    Körpersprache durch Emotionen

Die Tamala Schauspieltechnik

Die Tamala Schauspielmethode ist ein komplexes System zur Erarbeitung einer Rolle, das stufenweise aufeinander aufbaut. Hierbei werden verschiedene Schauspielmethoden integriert, um eine intensive Auseinandersetzung mit der Entwicklung einer Rolle zu ermöglichen. "Du bist ein Clown, du spielst nicht den Clown", ist das Grundprinzip der Tamala Schauspielmethode für Clowns. Bewegungsmuster, Körperausdruck, stimmliche Darstellung und Rhythmus einer Rolle werden auf diese Weise bis ins Detail erarbeitet, um eine lebendige, authentische Clown-Persönlichkeit zu finden.

Die Grundlage bildet die Arbeit mit Naturbildern bzw. Tieren, um die Rolle in ihrer Tiefe zu erarbeiten. Um den Prozess der Rollenentwicklung zu unterstützen, arbeiten wir mit Bildern aus der Natur. Pflanzen, Steine, Elemente – jeder wählt seinem inneren Impuls folgend ein Naturbild. Durch detaillierte Erarbeitung des Naturbildes (NaturWork) wird ein klarer Anker für die zu kreierende Rolle geschaffen – individuell und außergewöhnlich.

Im zweiten Schritt wird dieses "Rohmaterial" konkretisiert und ein Clown-Charakter oder eine komische Figur entwickelt. Grundlegende Spieltechniken (Atmung, Spannung, Point fix, Präsenz) erlauben dann die freie Improvisation im Kontakt mit dem Publikum. Seit 1987 entwickelten die beiden Gründer diese Arbeit fort und integrieren die mythologische Ebene in die Arbeit und Ausbildung zum Clown. Der Archetyp des Trickster und Schelm (C.G. Jung) hilft gerade im Gesundheits-Bereich, aus der Intuition heraus clownesk zu handeln und zu spielen.


LITERATUR
•    Lee Strasberg: Schauspielen und das Training des Schauspielers (Alexander Verlag Berlin)
•    Jerzy Grotowski: Für ein armes Theater (Alexander Verlag, Berlin)

Tiefungsebene nach CoreDynamik

Der Clown als Querdenker ist ein Persönlichkeitsanteil in jedem von uns und bietet somit ein unerschöpfliches Wachstumspotential. Lebensfreude, Spontaneität und Kreativität sind die Eckpfeiler einer sich entwickelnden Clownpersönlichkeit. Ziel ist es, den Clown in seiner ursprünglichen Aufgabe zu erfahren: Als Sinnbild der Freude und als Vermittler der Lebensenergie. Denn nur die Freude, die wir in uns finden, können wir anderen schenken!

Um verständlich zu machen, wie all die verschiedenen Ansätze in ein schlüssiges System integriert werden können, bedienen wir uns des Begriffes der Tiefungsebenen (nach Ken Wilber und CoreDynamik). Hiernach vollzieht sich die Ausbildung zum Clown spiralförmig in fünf Schritten, die mit jedem neuen Themenabschnitt weiter vertieft werden:

Verstehen: Verstehen bedeutet das gesamte Handwerkszeug einer Clownsrolle, die Gesetze der Komik, szenische Gestaltung und das Wissen um den clownesken Umgang mit Requisiten.
Gefühle: Der Clown ist durch seine nonverbale Körpersprache und seine tonale Sprache (Gefühle werden direkt ohne Filter ausgedrückt) prädestiniert, ein authentisches Spiel zu entwickeln. Gefühle werden im Training erarbeitet (u. a. Strasberg-Methode), um sie frei in das Spiel zu integrieren.
Biografie: Arbeit an dem biographischem Hintergrund des Spielers, um persönliche Grenzen, die den Ausdruck behindern, zu erkennen und zu erweitern. Integration einer Persönlichkeitsarbeit (aus Therapie und Coaching), um eine authentische Spielweise zu erreichen.
Körper als Gefäß: Auf dieser Stufe arbeiten wir nicht mit gymnastischen und akrobatischen Übungen, sondern wir lösen die tieferen körperlichen Blockaden, um sich als Spieler dem Archetyp des Trickster zu öffnen.
Intuition: Die ersten vier Tiefungsebenen dienen dazu, sich schrittweise einer komplexen Wahrnehmung und dem Raum der Intuition zu öffnen. Dies ist vor allem nötig für die Clowneinsätze in medizinischen und therapeutischen Einrichtungen. In diesem Zusammenhang ist es selbstverständlich, von der "heilenden Kraft der Clowns" zu sprechen. "Ein guter Clown wirkt wie ein Aspirin. Nur doppelt so schnell" (Groucho Marx).

Die Bedeutung des Clowns, des Narren und des Trickster wird immer mehr erkannt, und doch stehen wir am Anfang einer Entwicklung. Es ist dieses Nicht-Perfekte, die Lust am Scheitern und die Lebensfreude, was unsere Gesellschaft braucht. Und wer weiß: Vielleicht wird der Clown eines Tages eine ähnliche Anerkennung erhalten wie die "Archetypen" Arzt, Priester und Therapeut.


LITERATUR
•    Udo Berenbrinker/Jenny Karpawitz: Berufung Clown (Troittoir 3/2005)
•    Ken Wilber: Eros, Kosmos, Logos (Spirit-Verlag)
•    Ken Wilber: Das Spektrum des Bewusstsein (rororo Taschenbuch)
•    Ken Wilber: Wege zum Selbst (Goldmann Taschenbuch)
•    Dr. Bernhard Mack: Coredynamik (Junfermann Verlag)
•    Dr. Bernhard Mack: Kontakt, Intuition & Kreativität (Junfermann Verlag)

Lee Strasberg: Method Acting

Die Schauspiel-Methode von Lee Strasberg – Method Acting – bereitet den Schauspieler darauf vor, jede Aufgabe auf der Bühne oder vor der Kamera zu erfüllen und dabei echte Gefühle erleben und ausdrücken zu können. Der Clown und Comedy-Schauspieler wird dadurch befähigt, die Situation und den Charakter im Spiel von innen heraus zu erleben und immer wieder mit der gleichen Spontaneität wie im wirklichen Leben zu spielen.

Method Acting zeigt den Schauspielern einen konkreten Weg, jedes Gefühl auch unter noch so schwierigen Bedingungen verlässlich hervorzurufen. Authentische Gefühle werden im Augenblick des Spieles oder einer Aufführung erlebt. Erreicht wird dies dadurch, dass Gefühle reaktiviert werden, die durch reale Erlebnisse des eigenen Lebens ausgelöst wurden.

Dieser Vorgang ist anhand einer konkreten Technik jederzeit wiederholbar. Die Erlebnisse werden durch einfache Techniken zugänglich gemacht, sodass der Schauspieler die Situation wirklich (wieder-) erlebt. Die Emotionen müssen beherrscht und wiederholbar gemacht werden. Ein systematisches Training ist Voraussetzung für die erfolgreiche Umsetzung. Die Methode basiert im wesentlichen auf einem speziell für Schauspieler entwickelten Entspannungssystem, auf der Schulung aller Sinne sowie des emotionalen Gedächtnisses und der Konfrontation und Bewältigung persönlicher Ängste und Hindernisse.

Im emotionalen Gedächtnis sind alle Gefühle abgespeichert, die wir jemals erlebt haben. Diese sind durch die Methode des Method Acting jederzeit abrufbar und werden für den Zuschauer oder Klienten sichtbar. Gleichzeitig sind alle Sinneseindrücke im assoziativen Gedächtnis gespeichert, und so können alle Objekte, Geräusche oder Gerüche erlebbar gemacht und mit dem Körper ausgedrückt werden.

Die Gehirnforschung hat heraus gefunden, dass alles, was wir jemals berührt, geschmeckt oder gerochen haben, in unserem assoziativen Gedächtnis gespeichert ist. Keine andere Schauspiellehre hat so weitreichende Erfolge in Theater und Film erreichen können wie das Method Acting von Lee Strasberg. Schauspieler und Clowns, die mit dieser Methode arbeiten, sind authentisch in ihrem Spiel und überzeugen mit echten Gefühlen.

The Method, wie diese Methode auch genannt wird, wird heute in zahlreichen Theaterschulen und Workshops angewandt und gilt immer noch als Garant für schauspielerische Höchstleistungen und glamouröse Karrieren. Marlon Brando, James Dean, Dustin Hoffmann, Robert de Niro, Jack Nicholson, Jane Fonda, Al Pacino und viele andere gingen durch die Schule von Lee Strasberg.

Während in den achtziger Jahren die Methode in Deutschland noch verpönt war, trafen sich im Europäischen Ableger der amerikanischen Schule in Nancy, Frankreich (European Actor School) bereits Ende der 70er Jahre die Crème der deutschen Schauspieler, um von den Mitarbeitern von Lee Strasberg diese Methode zu erlernen. Auch der Leiter und Gründer unserer Akademie Udo Berenbrinker gehörte als junger Filmschauspieler zur ersten Klasse in Nancy. Zusammen mit Jenny Karpawitz haben beide das System weiterentwickelt und für Schauspieler im Comedy-Bereich und Clowns zum ersten Mal auf der Welt nutzbar gemacht. Das Method Acting ist eine der Grundlagen der in unserer Akademie gelehrten Tamala Schauspiel-Methode.

LITERATUR
•    Lee Strasberg: Schauspielen & das Training des Schauspielers (Alexander Verlag Berlin
•    Lee Strasberg: Ein Traum der Leidenschaft – Die Entwicklung der "Methode" (Sirmer/Mosel-Verlag)
•    Schauspielhaus Bochum: Lee Strasberg-Schauspieler Seminar (Schauspielhaus Bochum)

Jerzy Grotowsky und das arme Theater

Wie kein anderer hat Jerzy Grotowski (1933–1999) in den 50er Jahren das Theater revolutioniert. Er gilt als Wegbereiter der Freien Theatergruppen. Grotowski begriff Theater als ein Mittel, die Welt und sich selbst zu erkunden. Im Zentrum seiner methodischen Forschung stand die Beziehung zwischen Schauspieler und Publikum.

Vor allem sein Begriff des "Armen Theaters" hat die Bewegung der Freien Theaterszene und die moderne Clownbewegung beeinflusst. Armes Theater bedeutet die Reduzierung auf das Wesentliche, auf das, was sich zwischen Schauspieler und Zuschauenden abspielt. Es ist der Weg der direkten Kommunikation.

Diese direkte Kommunikation kann erreicht werden, indem die Schauspieler ohne Schminke, eigenständige Kostüme und Bühnenbild, ohne abgetrennte Aufführungsbereiche, ohne Beleuchtung und Toneffekte arbeiten. Diese für die damalige Zeit (60er Jahre) revolutionäre Forderung ermöglichte das Entstehen von anderen Spielformen: Straßentheater, Walk Act, Eventtheater und später auch Clownvisiten, Restaurant Comedy u.a.

Die Intensität des körperlichen Ausdrucks – der Schauspieler drückt alles, auch Geräusche, mit seinem Körper aus – wird durch ein umfassendes körperliches und stimmliches Training erreicht. Der Körper eines Schauspielers wurde früher für dramatische, nicht authentische Gesten, für Tanz oder Pantomime eingesetzt.

Dies änderte sich mit den Forschungen Jerzy Grotowskis. Über die "Via negativa" wurde solange an den körperlichen Blockaden, an der Beweglichkeit und Durchlässigkeit gearbeitet, bis der Schauspieler fähig war alles auszudrücken – direkt und intensiv. Der Körper soll in einen Zustand absoluter Wachheit und Präsenz kommen. Training in Yoga, Atemübungen, Elemente des asiatischen Theaters und Entwicklung eines stimmlichen Ausdrucks (aus den Resonanzräumen) sind der Arbeit des Grotowski Laboratoriums zu verdanken. Gleichzeitig wird die Improvisation als Technik zum Erarbeiten von Szenen, wie sie schon Shakespeare angewandt hat, wieder belebt und weiterentwickelt.

Das Grotowski Training basiert auf einer großen Ethik: Die Suche nach der Wahrheit im Spiel und im Kontakt mit dem Zuschauenden sowie Ablegung der persönlichen Masken, um authentisch und glaubwürdig zu sein, sind Grundforderungen an die Schauspieler. "Der Schauspieler und der Mensch hinter dem Schauspieler soll sein innerstes Wesen zeigen, seinen inneren Impulsen folgen und nicht von Motiven wie Macht, Ansehen, Eitelkeit leiten lassen." (Thomas Richard)

Als direkte Schüler der Schauspieler des Grotowski-Laboratorium (Cyslak, Zynkutis, Molik) in den 70er bis 90ger Jahren, haben Udo Berenbrinker und Jenny Karpawitz das Grotowski-Training als erste in das Training im Bereich Clown und Comedy integriert. Das Grotowski-Training ist eine der Grundlagen der an unserer Akademie gelehrten Tamala Schauspiel-Methode.

LITERATUR
•  Jerzey Grotowski: Für ein armes Theater (Alexander Verlag)
•  Thomas Richards: Theaterarbeit mit Grotowski (Alexander Verlag)
•  Barbara Schwerin v. Krosigk: Der nackte Schauspieler (Alexander Verlag)
•  Walter Pfaff: Der sprechende Körper (Museum f. Gestaltung Zürich)
•  Eugenio Barba: Jenseits der schwimmenden Inseln (Rowohlt)

Das Medizinrad – 4 Schritte zum Clown-Bewusstsein

Die Ausbildungskonzepte von Jenny Karpawitz und Udo Berenbrinker basieren auf der Erkenntnis, dass der Clown als Persönlichkeitsanteil in jedem von uns vorhanden ist. Sie entwickelten das Medizinrad Clown, um die verschiedenen Teilaspekte des Archetyp Clown/Trickster (C.G. Jung) darzustellen.

DIE 4 SCHRITTE DES CLOWN-BEWUSSTSEINS
(Auszug aus: Humorkompetenz – clowneske Strategien in der Mitarbeiterführung, Karpawitz/Berenbrinker)

Der Archetyp Clown kann in vier unterschiedliche Bewusstseins- und Handlungsaspekte aufgeteilt werden, die den vier Himmelsrichtungen des indianischen Medizinrades zugeordnet sind:
SÜDEN = Wasser, Kind, Emotionen, Clown
WESTEN = Erde, Jugend, Körper, Contra oder Gegenteiler
NORDEN = Luft, Erwachsener, Mind/Bewusstheit, Narr
OSTEN = Feuer, der/die alte Weise, Bewusstsein, Trickster
Sowohl in Managementtrainings als auch in unseren Ausbildungen folgen wir diesem System.
 

Wir "betreten" den Kreis des Medizinrades im Süden und begegnen hier dem Clown als Sinnbild des freien Kindes: Ohne Scham, lebendig, im Fluss des Lebens. Der Süden steht in der indianischen Mythologie für Wasser = Bewegung. Hier finden wir den Aspekt der Emotionen und sehen damit den Clown in direkter Verbindung mit dem Ausdruck authentischer Gefühle und entwickeln den emotionalen Humor. Mit diesem ersten Schritt, mit diesem ersten Aspekt der Urfigur Clown beginnen wir jedes Humortraining. Wir brauchen die innere Freiheit, die Unbeschwertheit des "kindlichen Clowns", um uns abzukoppeln von einengenden Denk- und Verhaltensmustern. Jeder Teilnehmer erfährt – nur mit der roten Nase verkleidet – die Phantasie und Spontaneität kindlicher Ressourcen.

Mit zunehmender Erfahrung werden wir freier und wandern weiter auf dem Medizinrad Richtung Westen. Hier kommen wir zum Jugendlichen und dem Element Erde. Wir sind auf der Erde angekommen, aber wir leben noch in der Kraft der Unbeschwertheit. Der Körper will sich ausprobieren und wir begegnen dem Aspekt des Heyoka-Clowns, genauer dem Contra oder Gegenteiler. Der Contra (ein indianischer Begriff für eine sehr spezielle Verkörperung der Urfigur Clown) ist für jeden Organismus – ob Individuum, Unternehmen oder Gesellschaft – ein ungemein wichtiger Aspekt. Er sollte nie fehlen, da seine regulative Kraft Altes in Frage stellt und damit Neues ermöglicht. Im indianischen Sinne provoziert der Contra-Clown, indem er Alltagshandlungen entgegengesetzt der Norm ausführt: Er wäscht sich z.B. mit Sand und trocknet sich mit Wasser ab. In diesem 2. Schritt geht es darum, das Heyoka-Bewusstsein – wie wir es nennen – zu entwickeln: Wir lernen die Welt anders wahrzunehmen und entwickeln die Fähigkeit des Perspektivwechsels. Wir erkennen die komischen Momente und würdigen sie als Gelegenheiten menschlichen Ausdrucks. Heyoka-Bewusstsein verhilft uns zu einer humorvollen Haltung, die durch Unerwartetes verblüfft und zum Lachen bringt.

Weiter auf dem Medizinrad gehen wir vom Westen zum Norden. Der Erwachsene und das Element Luft erwarten uns. Hier wird auch unser Clown "erwachsen" – er verbindet sich mit dem Mind und sieht die Welt und seine Handlungen mit der Bewusstheit des Narren. Unser Spiel verwandelt sich mit der Kraft des Verstandes in einen manchmal recht scharfzüngigen Humor. Wir halten den Spiegel hin, einer Gruppe oder dem Einzelnen. Unsere Zuschauer erkennen sich selbst in unseren clownesken Handlungen und können so über ihre eigenen kleinen und großen Schwächen lachen (das moderne Kabarett nutzt diese Kraft des Narren).

Mit viel Training, Auseinandersetzung und Erfahrung können wir weiter wandern und treten im Osten unseres Medizinrades in Verbindung mit dem Trickster, jener Clown-Persönlichkeit, die der Urfigur, dem Archetyp am nächsten kommt. Hier erfahren wir den Humor als Kraft des Herzens. Das Feuer der Weisheit, der Intuition und der oder die weise Alte symbolisieren diese Entwicklung. Hier wird die Clown-Figur als Ganzheit erlebt und wir haben die größte Freiheit, mit dieser uns ureigensten Kraft zu spielen. Unserer Meinung nach ist der Clown ein Lebensweg, und um die tiefe Reife eines Tricksters zu erfahren, sollte die Zeit keine Rolle spielen.

LITERATUR

•    Berenbrinker U./Karpawitz J., Humorkompetenz – clowneske Strategien in der Mitarbeiterführung, in: Bachmaier: Lachen macht stark (Wallenstein-Verlag)
•    Berenbrinker U./Karpawitz J., Heyoka-Training – Vom indianischen Humor lernen, in: Die neue Realität (München 2007)