Clown Aktuell

Der Basler Kongress: Humor in der Therapie – die ersten Einflüsse

Was hat das alles mit Humor in der Therapie zu tun? Durch unsere Auseinandersetzung mit den Clowns in alten Kulturen erlebten wir, dass Theater heilende Impulse setzen kann. Wir beschäftigten uns seit Anfang der 90er Jahre ausführlich mit dem archetypischen Körpertheater und den Wurzeln des Theaters. Dabei sind wir in Bereiche vorgestoßen, die uns auch heute hilfreich erscheinen. Unter anderem nutzen wir das indianische Medizinrad, um die vier Dimensionen des Archetyps Clown zu verdeutlichen.

Auch unsere Auftritte vor körperlich und geistig beeinträchtigten Menschen gaben uns erstaunliche Rückmeldungen. Regelmäßig waren die Lehrer, Pädagogen oder Betreuer begeistert, wie lange und aufmerksam Menschen - auch mit geistigen Defiziten – unserem Spiel folgen konnten. Entspanntes und ausgiebiges Lachen war eine schöne Belohnung.

Was war das Geheimnis? Erst allmählich begriffen wir, dass es nicht nur das Lustige unseres Spieles war, sondern vor allem die emotionale Spielweise. Auch wenn das Clownsbild damals noch anders war - Gags und verschiedene Fertigkeiten standen im Vordergrund - waren wir von Anfang an begeisterte Verfechter einer authentischen Spielweise. Und das hieß und heißt bis heute: Gefühle, Gefühle, Gefühle und diese humorvoll ausdrücken!

Dann rückten die Kongresse in Basel in unser Blickfeld. Zunächst war es der 3. Basler Kongress, der uns als Besucher faszinierte, dann kamen wir jedes Jahr wieder, später auch als Journalist. Entscheidende Impulse gaben zunächst die Vorträge von Michael Christensen, Christian Heck und die wissenschaftlichen Analysen. Es war wie die Bestätigung unserer zahlreichen Erlebnisse der letzten Jahre. Die Wissenschaftler auf den Kongressen lieferten uns die Begründungen für das, was wir entwickelt hatten: Lachen hat positive Wirkungen auf den Körper, aber auch auf die psycho-soziale Gesundheit, die clowneske Wirkung wird durch die emotionale Ebene verstärkt, die Spiegelneuronen bewirken im Gegenüber ein direktes Miterleben authentischer Freude und vieles mehr.

Michael Christensen, der Begründer der Clowndoktoren, hat uns angestoßen, noch weitere Dimensionen für den Clown zu öffnen.

Ein Jahr später erlebten wir Christian Heck, Chefarzt der Klinik in Münster, der in einem ersten ausführlichen Bericht vom Einsatz der Klinikclowns auf seiner Station berichtete. Ein sehr emotionaler und intensiver Vortrag über diese Arbeit – wir sind bis heute dankbar dafür, dabei gewesen zu sein. Nach langem Schweigen: Standing Ovation und Dank für diese Möglichkeit, an einer Begegnung zwischen zwei Herzen teilgenommen zu haben.

Auch lernten wir Prof. Dr. Dr. Hirsch und seine Idee, Humor und Clowns in die Altenarbeit zu integrieren, kennen und schätzen.

Somit ist es den Kongressen zu verdanken, dass die Idee Gesundheit!Clown® und die konsequente Entwicklung einer Schauspielmethodik für Clowns in medizinischen und therapeutischen Einrichtungen bei uns entstand. Prof. Dr. Dr. Hirsch ist bisher unser treuer Begleiter und wissenschaftlicher Berater, wenn es um Humor und Clowns in der Altenarbeit geht.

Theater der Heilung und Gesundheit!Clown®

Wieder hatte die Leidenschaft uns gepackt! Lange arbeiteten wir ehrenamtlich in verschiedenen Einrichtungen als Clowns – um zu forschen, zu verstehen und zu lernen.

Durch zahlreiche Auftritte im Kindergarten für geistig und körperlich beeinträchtigte Kinder und in Seniorenheimen, vor allem auch in der Gerontopsychiatrie wurde uns klar, wie wichtig der humorvoll-clowneske Anteil für den medizinisch-therapeutischen Bereich ist.

Wir initiierten zeitgleich zu den Basler Kongressen ein Forschungsprojekt „Die heilende Wirkung des Theaters“, in dem wir die Erkenntnisse der Humorforschung, unsere emotionale Spielweise und die zahlreichen Erfahrungen unserer Auftritte vor kranken und beeinträchtigten Menschen zusammenfügten. Die Idee der Gesundheit!Clowns entstand: Clowns, die mit ihrer Lebensfreude den gesunden Anteil im kranken, alten oder beeinträchtigten Menschen ansprechen. Schnell lösten wir uns von der Bewegung der Clown Doktoren, da hier zwei unterschiedliche Archetypen – der Clown und der Arzt – vermischt wurden. Wir nannten uns Gesundheit!Clown®, mit der Betonung auf den gesunden Aspekt des Menschen und entwickelten - auch auf Wunsch der Institutionen zur Qualitätssicherung - die Ausbildung und Dienstleistung Gesundheit!Clown®, die 2006 durch das europäische Patentamt europaweit patentiert worden ist. Heute wird immer mehr von Gesundheit-Clowns gesprochen, wenn Clowns in sehr verschiedenen Bereichen der medizinisch-therapeutisch Einrichtungen tätig sind: vom Kinderhospiz über die Demenz-Abteilung in Pflegeheimen für Senioren bis hin zur Gerontopsychiatrie. Ein persönliches Anliegen war uns die Entwicklung des Modellprojektes „Clowns im Sprachheilkindergarten“ in Singen, wo der Clown inzwischen als eines der Therapieangebote gilt. Unsere Aufgabe ist es jetzt, therapeutisch vorgebildete Menschen auf diese Aufgabe als Clown vorzubereiten. Der Fachkräftemangel in diesem Bereich ist markant.

Gesundheit!Clown®

Gesundheit!Clowns sind professionell ausgebildete Clowns für den Einsatz im pflegerischen und therapeutischen Bereich. Gesundheit!Clowns sind bunt, fröhlich und übermütig – manchmal auch leise und behutsam. Clowns zaubern mit ihrer eigenen Freude ein Lächeln in die Gesichter von kranken Kindern, Demenzpatienten oder geistig oder körperlich beeinträchtigten Kindern und Jugendlichen.

Sie führen den vom europäischen Patentamt anerkannten Titel Gesundheit!Clowns®. Seit vielen Jahren vergeben wir diesen Titel an diejenigen Clowns, die die 2-jährige Ausbildung durchlaufen haben und dann in Praxis und Theorie die Prüfung bestanden haben.

Was müssen Gesundheit!Clowns können?

Gesundheit!Clowns erfüllen eine sehr herausfordernde Aufgabe. Sie verbinden zwei Welten – die Welt der Krankheit und des Alters und die Welt der Freude. Um diesen Brückenschlag zu erreichen, sind Gesundheit!Clowns vor allem im Emotionalen Humor geschult, d. h. sie begegnen den kleinen und großen Patienten mit echtem Gefühl. Dieses authentische Gefühl in Verbindung mit dem clownesken Schalk ist eines der Qualitätsmerkmale. Und dies, obwohl es nicht immer einfach ist: Gesundheit!Clowns vermitteln Freude und Leichtigkeit, obwohl sie wissen, wie schwer krank manch ein Patient ist oder wie sehr ein an Demenz erkrankter Mensch an der inneren Isolation leidet.

Gesundheit!Clowns müssen sehr achtsam und behutsam mit den Menschen umgehen, denen sie begegnen. Das gilt auch für die Angehörigen und das Personal. Respekt, Sensibilität und Intuition sind hier großgeschrieben. Und doch soll der eigene Übermut alle ein wenig anstecken. Die Art des Spiels, der Provokation geht immer in die Richtung, einen Anstoß zu geben.

Gesundheit!Clowns sind nur zum Teil vergleichbar mit Clowns im herkömmlichen Sinne, wie man sie von der Bühne oder dem Zirkus her kennt. Sie führen in der Regel kein festes Programm auf, verwandeln „die kleine Welt“ der Patienten für Augenblicke in eine Welt voller Staunen, Magie und Humor. Gesundheit!Clowns sind Vermittler scheinbar gegensätzlicher Welten: der Welt des Humors und des Lachens und der Welt der Krankheit, Trauer oder Behinderung. Sie ergänzen und unterstützen die therapeutische Pflege in Einrichtungen für kranke, alte oder beeinträchtigte Menschen - durch den sogenannten „emotionalen Humor“. Patienten und Klienten werden mit ihren eigenen positiven Gefühlen und Erfahrungen verbunden und das Lachen aktiviert die Selbstheilungskräfte des Körpers. Besonders in therapeutischen oder pflegerischen Einrichtungen braucht es Menschen, die den Patienten emotional begegnen. Hier kann der Clown die oft nicht leichte Aufgabe des Pflegepersonales unterstützen. Er hat Sinn für Unsinn und setzt seinen Humor ein gegen Langeweile oder Einsamkeit. Dabei ist nicht der bunt schillernde Clown der Zirkus- und Varietébühnen gemeint, sondern der stille Clown, der in uns allen schlummert und mit seinem „emotionalen Humor“ in jedem Moment sein Gegenüber innerlich berühren und erreichen kann. Gesundheit!Clowns treffen bei ihrer Arbeit auf ständig neue, ständig wechselnde Situationen. Sie werden in der Praxis nicht nur mit organischen Krankheiten konfrontiert, sondern auch mit psychosozialen Faktoren. Die Clowns müssen fähig sein, auf die Patienten individuell einzugehen – in ihrer Rolle gefestigt, aber gleichzeitig hochflexibel und sensibel. Dies ist neben einem Zugang zur eigenen Kreativität und einer offenen, authentischen Haltung nur mit professionellem Training möglich.

Die erste Gesundheit!Clown® Ausbildung

Nach einer 3-jährigen Coach- und Therapieausbildung, die wir gemeinsam am CoreDynamik-Institut in Freiburg absolvierten, begannen wir das Wagnis, Seminar- und Trainingsangebote für all diejenigen zu entwickeln, die unterschiedliche Methoden aus Therapie und Persönlichkeitsarbeit mit unserer Clownsarbeit verbinden. Unsere eigenen praktischen Erfahrungen machten es uns möglich – aufbauend auf die Grundausbildung Clown – die erste Ausbildung zum Gesundheit!Clown® in Deutschland ins Leben gerufen. Clowns, die sonst Erfahrungen als Straßenclowns oder Bühnenclowns hatten, sollten sensibilisiert werden für die direkte Kontaktarbeit in verschiedenen Einrichtungen des Gesundheitswesens.

Die wissenschaftlichen Erkenntnisse und Berichte über die Wirkung des Lachens und den Einsatz von Humor in verschiedenen Bereichen, die die Kongresse in Basel lieferten, überzeugten uns immer mehr. All die unterschiedlichen Vorträge inspirierten uns und gaben uns das theoretische Rüstzeug für die Ausbildung. Wir gehen davon aus, dass ein Clown in diesem Bereich ein großes inneres und äußeres Wissen in seine Arbeit integrieren muss. Wir betrachten den Beruf des Gesundheit!Clown® als sehr herausfordernd, vor allem auch in Bezug auf die innere Haltung und die Ethik. Natürlich sind auch die ethischen Richtlinien von HumorCare zum Ausgangspunkt unserer eigenen Überlegungen geworden, mit welchen Respekt und welcher Sorgfalt Gesundheit!Clowns an ihre Arbeit gehen müssen.

Resümee

Und das Ende der Geschichte? Es wird hoffentlich kein Ende geben. Die Türen in eine Zukunft, in der Humor und Clown seine Kraft und Bedeutung erhalten, sind geöffnet. Dank Forschung und Wissenschaft wird es immer klarer, dass der Humor ein wichtiger Bestandteil einer gesunden Gesellschaft sein sollte. Unsere Ideen werden nicht ausgehen und wir folgen weiter diesem Weg, der unsere Berufung geworden ist: Mit Leichtigkeit, Freude und einer wirklich empfundenen Authentizität wollen wir unsere Seminarteilnehmer und das Publikum vom Clown begeistern.

Nachdem es vor 40 Jahren noch keine Möglichkeit gab, den Beruf des Clowns in Deutschland zu erlernen, ist er heute ein auch in Deutschland anerkannter Beruf. Die Agentur für Arbeit beschreibt den Beruf des Clowns in ihrem Berufslexikon als Zukunftsberuf für die nächsten Jahrzehnte. Viele Forschungen sind noch nötig, denn es ergeben sich immer wieder Fragen. Doch auch jetzt schon berichten die Menschen, die die Arbeit als Gesundheit!Clown® mit Begeisterung ausführen, noch Jahre danach, wie hilfreich es ist, die vielen Informationen bekommen zu haben.

Und last, but not least: Dank für die vielen Impulse aus Basel. Auch wenn wir René Schweizer bisher nicht persönlich kennen lernen durften, die Idee der Humorkongresse war genial. Wir –und viele andere – wären heute nicht da, wo wir sind.

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Der Weg zum Clown und Gesundheit!Clown beginnt immer mit einem Schnupperseminar wie z. B. Clown - Humor - Komik oder Clown Step by Step